Auch Konflikte in Gemeinden lassen sich managen

Michael Stahl

Wo Menschen mit unterschiedlichen inhaltlichen Positionen aufeinandertreffen, entstehen Konflikte. Wer mag dies in einer Welt mit zahlreichen großen Krisen im Jahr 2022 bestreiten. Selbstverständlich führen gegensätzliche Ansichten auch in unseren Gemeinden entsprechend zu Reibereien. Die große Kunst ist, sich dessen nicht nur bewusst zu sein, sondern Instrumente zu kennen, um dieser Tatsache zu begegnen bzw. – am besten natürlich – aktives Konfliktmanagement zu betreiben, sprich, diese Instrumente zu benutzen. Im Idealfall steht am Ende eine Lösung. Aber wie weit ist der Weg dorthin?

Diesen inhaltlichen Fragen stellten sich die insgesamt nahezu 70 Teilnehmer unserer Fortbildung für Gemeinschaftsvorstände, die am 3. September 2022 in den Räumen der Gemeinschaft Neumünster stattgefunden hat. Als Referent unter dem Titel „Wenn’s mal wieder menschelt – Konflikte in der Gemeinde bewältigen“ war Mathematiker und Theologe Prof. Dr. Volker Kessler zu Gast. Er leitet seit 1998 die Akademie für christliche Führungskräfte in Gummersbach und hatte uns zu unserer Veranstaltung so manche Handlungsempfehlung oder Methode mitgebracht, um das Thema Konflikte professionell anzugehen.

Michael Stahl

Das ging schon gleich zu Beginn los: Prof. Dr. Volker Kessler zeigte anhand einer Eingangsaktion mittels eines Puzzles auf, was zu einem Konflikt gehört. Mehr noch, er animierte dazu, es zusammenzusetzen. So manch ein Teilnehmer könnte dabei vor der Frage gestanden haben: „Merkwürdig. Hier sind Teile, die gar nicht zusammengehören.“ In der Folge kamen im Tagesverlauf zahlreiche weitere Methoden rund ums das Konfliktmanagement auf den Tisch. Die Teilnehmer lernten das sogenannte „Drama-Dreieck“ kennen, das hilft, die eigene Rolle in Konfliktsituationen kennenzulernen. Mindestens so wichtig wie die persönliche Haltung sind genauere Erkenntnisse zum Konflikt selbst: Um welche Art der Auseinandersetzung handelt es sich? Ist sie nötig bzw. unnötig? Lösbar oder unlösbar? Einige Beispiele: Es kann sich um Ziel- bzw. Wertekonflikte, Missverständnisse oder auch um Scheingefechte handeln. Danach setzten sich die Teilnehmer der Fortbildung auch mit den insgesamt sieben Schritten auseinander, die nötig sind, um einen Konflikt anzugehen. Das beginnt beispielsweise bei der Benennung der Störung (ohne diese zu bewerten), reicht über ein Brainstorming zu Lösungen bis hin zur Realisation. Aber auch die Reflexion gilt es, im Anschluss auf der Agenda zu haben: Haben sich alle Beteiligten an die Lösung gehalten?

Selbstverständlich kam auch der geistliche Aspekt in puncto Konfliktlösungen nicht zu kurz. So ging Prof. Dr. Volker Kessler unter anderem auf den Begriff „Schalom“ im Sinne von „Friede“, „Ganzheit“ und „Wohlergehen“ genauer ein oder bat um einen Austausch zu Psalm 85,11: „Wenn Gerechtigkeit und Friede sich küssen“. Was bedeutet das für uns als Gemeindevorstand? Ein erkenntnisreicher Tag, der konkret dazu animierte, Konflikte lösungsorientiert anzugehen. Dank der großartigen Verpflegung war auch für volle Mägen gesorgt, die ja bekanntlich eine gute Basis für eine entspannte Herangehensweise bieten.

Sascha Urbatzka